Engagiert für Klimaneutralität
Dr. Hannes Zapf ist Vorsitzen-
der der Deutschen Gesellschaft
für Mauerwerks- und Wohnungsbau
e.V. (DGfM) und geschäftsfüh-
render Gesellschafter der auf
Kalksandstein spezialisierten
Zapf Daigfuss-Gruppe
Um das im Klimaschutzgesetz verankerte Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, müssen die 800 Millionen Tonnen CO2, die Deutschland jährlich ausstößt, auf nahezu null reduziert werden. Voraussetzung dafür sind eine ressourceneffiziente, dekarbonisierte Industrie sowie eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Die Hersteller des KS-ORIGINAL Markenverbunds, die über 50 Prozent der Kalksandsteinindustrie darstellen, leisten mit zahlreichen Maßnahmen bereits jetzt einen aktiven Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.
In diesem Zusammenhang sind die Herstellung klimaneutraler mineralischer Baustoffe sowie der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft, die eine hochwertige Weiternutzung nach Abbruch oder Rückbau in Form von Recycling-Baustoffen ermöglicht, Herausforderungen, denen sich alle 20 Hersteller des KS-Original Markenverbunds engagiert stellen. Den Weg in eine treibhausgasneutrale Zukunft unterstützen sie daher aktiv durch Forschungsprojekte der Kalksandsteinindustrie. So erarbeitet der Bundesverbandin Innovationsnetzwerken gemeinsam mit Vertreter*innen aus Wissenschaft und Lehre Lösungen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes sowie des Ressourcenverbrauchs. Außerdem wird eine Roadmapentwickelt, die als Handlungsempfehlung für jedes Werk Möglichkeiten zur Absenkung von Rohstoffverbräuchen, zum Ersatz von energieintensiven Anlagen sowie zum Einsatz von erneuerbaren Energien aufzeigt, um so eine CO2-neutrale Produktion von KS-Original-Produkten zu ermöglichen.
ALLE AKTEUR*INNEN SIND GEFRAGT
Eine Herausforderung besteht darin, dass die KS-Hersteller die Klimaneutralität der eigenen Branche nur zu 40 Prozent selbst direkt in den Werken beeinflussen können. Die restlichen 60 Prozent müssen von den vor und nachgelagerten Beteiligten in der Wertschöpfungskette erbracht werden. Und selbstverständlich ist auch die Politik in der Pflicht. Zum Beispiel bei der Förderung des Ausbaus der erneuerbaren Energien, dem zügigen Aufbau einer grünen Wasserstoffinfrastruktur und der Zulassung von Recyclingbaustoffen. Eine derartige Ermöglichungskultur dürfte produktiver sein als Verbote oder zusätzliche Normen. Außerdem führt, die Beispiele hierfür sind zahlreich, nur ein technologie offener Wettbewerb ohne staatliche Eingriffe zu mehr klimaneutralen Produkten und Entwicklungen.
Darüber hinaus leisten Mauersteine aus Kalksandstein selbst einen wertvollen Beitrag für nachhaltiges Bauen und Wohnen. Nicht nur tragen sie zu einem gesunden Raumklima bei und erleichtern durch ihre hervorragenden Schallschutzeigenschaften und ihre enorme statische Belastbarkeit eine dichtere Bebauung mit schlanken Wänden. Ein Kriterium, dass insbesondere in Städten mit knappem Wohnraum zukünftig eine immer höhere Relevanz besitzen wird. Im verbauten Zustand halten Mauern aus Kalksandstein auch Stresssituationen wie Hochwasser oder Brand erfolgreich stand. In punkto Klimaschutz sind sie außerdem in der Lage, CO2 zu speichern. Je größer die Oberfläche des unverputzten Mauerwerks, desto größer ist die eingelagerte Menge an CO2 über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Dieser kann bei einem massiven Gebäude aus Kalksandstein bei deutlich über 100 Jahren liegen. Und schon bei einem Betrachtungszeitraum von 60 Jahren besitzen sie eine gleichwertige Klimabilanz zu Holzhäusern. Ich selbst lebe in einem KS-Haus, das 1902 errichtet wurde und dessen massive Wände mit Sichtmauerwerk bis heute kein einziges Mal saniert werden mussten. Allein schon aus diesem Grund lohnt es sich, langlebige, wertbeständige Bauwerke zu errichten. Intelligente Architektur sollte dementsprechend zukünftige Nutzungsänderungen bereits in den Entwürfen mitdenken und durch flexible Kalksandstein Mauerwerkskonstruktionen möglich machen.
MEHR GEBEN ALS NEHMEN
Klimapositiv zu werden heißt für uns aber nicht nur, umweltverträgliche Produkte zu entwickeln und auf regenerative Energien zu setzen. Vielmehr wollen wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und der Natur mehr zurückgeben als wir ihr nehmen. Bereits heute werden mineralische Gewinnungsgebiete durch Rekultivierung und Renaturierung in hochwertige Biotope mit hoher Vielfalt auch für Rote-Listen-Arten von Flora und Fauna in Zusammenarbeit mit Naturschutzgruppen vor Ort umgewandelt und gepflegt. Oft sind diese dann nach der Rohstoffgewinnung deshalb naturschutzfachlich hochwertiger, als sie es vorher waren. Download