Krügelpark Stein b. Nürnberg

Drei Säulen für zukunftsfähiges Wohnen

Mag das mittelfränkische Städtchen Stein nur knapp 15.000 Einwohner*innen haben, so besitzt es doch aus verschiedenen Gründen Relevanz: Faber-Castell, Weltmarktführer bei Bunt- und Bleistiften, hat seinen Sitz hier. 

 

Bildnachweis: © Schultheiß Projektentwicklung AG / Anna Seibel / KS-ORIGINAL GMBH

Über 250 Wohnungen finden im Krügelpark in einer kleinteiligen, wohlproportionierten Bebauung Platz.

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Das Wohnquartier in Stein bei Nürnberg zeichnet sich durch zahlreiche Grünflächen aus, die neben der Umsetzung des Schwammstadt-Konzepts auch der Lebensqualität dienen.

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Bepflanzte Dachflächen unterstützen ein positives Mikroklima.

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Die zahlreichen Balkone dienen als prägendes Gestaltungselement und Schnittstelle zwischen Innen- und Außenraum.

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Der Krügelpark ist auf das Zusammenleben unterschiedlicher Generationen ausgelegt: Neben Senior*innen-WGs finden sich so auch zwei Spielplätze und eine Kita.

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Die Großstadt im Blick: Bis nach Nürnberg ist es nicht weit und die ÖPNV-Anbindung unterstützen das Pendeln ebenso wie ein modernes Mobilitätskonzept.

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Und während der Nürnberger Prozesse wohnten die Schriftsteller John Steinbeck und Ernest Hemingway in Stein, um als Berichterstatter an den Verhandlungen in der unmittelbar angrenzenden Großstadt teilzunehmen. Weniger geschichtsträchtig – jedoch zweifellos wegweisend – präsentiert sich das Wohnquartier „Krügelpark“, das das Schwammstadt-Prinzip mit zeitgemäßen Infrastruktur-Angeboten und wohlproportionierter Maßstäblichkeit vereint.

Früher wurden auf dem Areal Möbel gelagert und verkauft, inzwischen wird hier mit ihnen gelebt: Nach der Insolvenz des einst bayernweit bekannten Unternehmens Möbel Krügel war es zunächst die Erbin, die sich um eine Umnutzung des Geländes bemühte und einen städtebaulichen Wettbewerb initiierte. Grabow Zech Architekten konnten diesen für sich entscheiden und blieben auch nach der Übernahme des Projektes durch die Schultheiß Projektentwicklung AG maßgeblich involviert. „Nach dem Erwerb des Grundstücks haben wir den Entwurf gemeinsam verfeinert und einen Schwerpunkt auf die nachhaltige Konzeption des Areals gelegt“, erzählt David Seewald, Projektleiter von Bauträgerseite. Auf dieser Grundlage sind insgesamt 254 Wohnungen in sieben Gebäuden entstanden, die sich – teils als Riegel konzipiert, teils freistehend – locker über das Grundstück verteilen.

Auf Weiß folgen Grau und Beige

Die polygonalen Bauten wurden in massiver KS-Bauweise errichtet, die bei fast allen Projekten der Schultheiß Projektentwicklung zum Einsatz kommt, wie Seewald erzählt. „In diesem Fall haben wir uns auf Empfehlung des Rohbauers für mittelformatige KS-Plansteine von KS-Original entschieden. In Anbetracht der Gebäudegeometrie bieten sie die größten Vorteile in der Verarbeitung“, berichtet er weiter. Mit Maßen von 248 mal 248 mm ist der Stein vergleichsweise kompakt und eignet sich, je nach Wanddicke und gewählter Rohdichte, zur Handvermauerung oder Kranversetzung im Dünnbettmörtel. Ergonomisch optimierte Griffhilfen erlauben eine einfache Handhabung ebenso wie mörtelfrei verzahnte Stoßfugen mit Nut-Feder-System. In Kombination mit Fassaden in erdigen Grau- und Beigetönen und Höhen zwischen drei und fünf Geschossen erzeugt die Architektur einen durchaus organischen Eindruck. Dieser wird durch die Gestaltung der zahlreichen Balkone verstärkt, die überwiegend in kontrastierendem Rot gehalten sind und über unregelmäßig gestaltete Lochblechpanele verfügen.

Resilienz und Umweltverträglichkeit im Blick

Dass die Orientierung an der Umwelt nicht auf optische Reize beschränkt blieb, erklärt Frank Weber, der Technik-Vorstand der Schultheiß Projektenwicklung: „Unser Ziel war es, ein nachhaltiges Wohnquartier zu schaffen, das mit einem umfangreichen Mobilitätskonzept den Anforderungen des innerstädtischen Lebens gerecht wird.“ Immerhin liegt der Krügelpark direkt im Zentrum der Stadt und grenzt unmittelbar an ein Einkaufszentrum. Zugleich finden sich der Stadtpark, das Naturschutzgebiet Rednitzgrund sowie ein dahinterliegender Wald auf der anderen Straßenseite. Die schnelle Erreichbarkeit verschiedener Bushaltestellen und einer Endhaltestelle des Nürnberger U-Bahn-Netzes gehören ebenfalls zu den Vorzügen. Um den Verzicht auf das eigene Auto noch einfacher zu machen, stellt der Krügelpark insgesamt fünf Carsharing-Parkplätze sowie E-Lastenräder auf Leihbasis zur Verfügung. Außerdem sind bereits zehn Prozent der Tiefgaragen-Stellplätze mit Wallboxes ausgestattet und alle weiteren entsprechend vorgerüstet.

Das gesamte Quartier ist nach dem Konzept der Schwammstadt geplant. Abgesehen von einer durchgehenden Dachbegrünung mit Intensiv-Substrat gehört dazu die konsequente Nutzung versickerungsfähiger Beläge. Durch die Bepflanzung mit verschiedenen sogenannten Klimabäumen wird sichergestellt, dass das nachbarschaftliche Grün resilient gegenüber zunehmenden Extremwetterereignissen ist und seine positiven Eigenschaften beispielsweise auch bei längerer Trockenheit oder Starkregen beibehält. Auch der Kalksandstein trägt mit seinen besonders hohen Rohdichten und Steindruckfestigkeiten zur Klimaresilienz bei. So zählt der weiße Mauerstein laut Hochwasserfibel zu den Baustoffen, die im Ernstfall die wenigsten Schäden erleiden. Denn durch sein Gewicht hält er dem Wasserdruck bei Überschwemmungen besser stand. Zudem kann seine diffusionsoffene Struktur ohne Beeinträchtigung der Stabilität Wasser aufnehmen und durch Verdunstung wieder abgeben. Auch bei Sturm, Blitzschlag und Feuer ist die KS-Bauweise verlässlich. Kalksandstein ist nicht brennbar und bleibt im Brandfall standsicher.

Auch energetisch sind die Wohngebäude im Krügelpark zukunftsfähig aufgestellt. Sie erfüllen den KfW55-Standard und werden über ein Nahwärmenetz der Stadtwerke sowie mit Energie aus einer Biogasanlage und Photovoltaik versorgt.

Wohnen mit Mobilitäts-Mehrwert

Neben zeitgemäßen Mobilitätsangeboten und einem Fokus auf Klimaresilienz bildet der Gemeinschaftsgedanke die dritte Säule des Krügelparks: Die vom Nürnberger Planungsbüro Grosser-Seeger & Partner entworfenen Außenanlagen rund um den zentralen Quartiersplatz sind weitläufig angelegt und bieten nicht nur als Versickerungsflächen, sondern auch als Orte für soziales Zusammenkommen Raum. Zwei Spielplätze sowie eine bilinguale Kita kommen den kleinsten Bewohner*innen entgegen, während Wohngemeinschaften für Senior*innen der immer größer werdenden Nachfrage nach alternativen Wohnformen im Alter gerecht werden. „Wir bauen in enger Abstimmung mit den Behörden und erörtern im Vorfeld einer Projektentwicklung den Bedarf an sozialen Einrichtungen in der Gemeinde“, erzählt Frank Weber, der überzeugt ist: „Quartiersentwicklung muss immer das soziale Gefüge im Auge behalten.“ Unter dieser Maßgabe entstanden im Zentrum von Stein insgesamt 69 geförderte und 185 frei vermietbare Wohnungen, deren Flächen sich zwischen 50 und bis zu 173 m2 im Fall der Senior*innen-WGs bewegen.

LCM für eine effiziente Baustelle

Kalksandstein ist mit seiner effizienten Verarbeitung vor Ort, hoher Tragfähigkeit sowie seinen guten Schall- und Brandschutzeigenschaften prädestiniert ist für den mehrgeschossigen Wohnungsbau. Aus gleichem Grund setzten die Verantwortlichen in Stein auf eine Zusammenarbeit mit Drees & Sommer. Deren Lean Construction Management-Methode (LCM) hat wesentlich zum schnellen Baufortschritt und reibungslosen Abläufen beigetragen, wie Projektleiter Seewald beschreibt: „Die Drei-Monats-Vorschau half, den rechtzeitigen Abruf von Bauteilen zu gewährleisten. Die Vier-Wochen-Vorschau unterstützte dabei, das Baustellenmanagement zu optimieren. Zuletzt war die Wochenplanung für die Baustellenlogistik der richtige Hebel.“ Nicht umsonst gehört LCM inzwischen zum festen Repertoire des Projektentwicklers.

Die Köpfe hinter dem Projekt

GRABOW ZECH ARCHITEKTEN entwickeln auf den Ort und die Anforderungen der Bauherren abgestimmte Lösungen. Selbstverständlich ist ihnen dabei eine hohe gestalterische Qualität wichtig, die neben einer guten Funktion eines Hauses auch dazu beiträgt, dass Gebäude lange bestehen bleiben - ein ganz wesentlicher Faktor der Nachhaltigkeit. Basis ihrer Planungen sind dabei auch die Erfahrungen, die sie in der gemeinsamen Umsetzung zusammen mit den ausführenden Firmen in den über fünf Jahrzehnten ihrer Bürogeschichte sammeln konnten und noch immer sammeln, stets mit dem Anspruch, Lösungen noch perfekter zu machen. Perfekter heißt dabei nicht komplexer oder komplizierter. Oft liegt die gute Lösung in der Einfachheit.

Stein
90547

Grabow Zech Architekten

 https://grabow-zech.de/home

Schultheiß Projektentwicklung AG, Nürnberg

https://www.schultheiss-projekt.de

 

 

 

 

 

2024

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